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Schiene-Bus-Grundnetz für die Region Weser-Ems entwickelt – Weiterentwicklung des ÖPNV in der Region steht im Fokus

Die Region Weser-Ems geht einen großen Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität. Unter Beteiligung aller zugehörigen 17 Landkreise und kreisfreien Städte ist ein Konzept für ein Schiene-Bus-Grundnetz entwickelt worden. Das Grundnetz aus Bus- und Bahnlinien bietet ganztägig attraktive Verbindungen zu allen verkehrlich wichtigen Orten in der Region Weser-Ems.

Begonnen haben die Vorarbeiten für die nun abgeschlossene Konzepterstellung bereits gegen Ende des Jahres 2019. In mehreren Workshops tauschten sich ÖPNV-Fachleute der beteiligten 17 Kommunen sowie die Vertreterinnen und Vertreter von Verkehrsverbünden aus und entwickelten erste Ideen für ein mögliches Schiene-Bus-Grundnetzes in der Region. Auf Grundlage dieser Vorarbeiten beschloss dann die Arbeitsgemeinschaft der Landkreise und kreisfreien Städte in Weser-Ems (kurz: AG-Weser-Ems) im Mai 2020, ein umfassendes Konzept für ein Schiene-Bus-Grundnetz erstellen zu lassen. Die AG Weser-Ems besteht aus den Landrätinnen und Landräten sowie den Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern der 17 Kommunen, die die Weser-Ems-Region bilden.

Angestrebt wurde eine landkreisübergreifende Konzeption, bei der der Blick über die Grenzen der einzelnen Kommunen hinaus auf die nötige Mobilitätsentwicklung der gesamten Region gerichtet wird. Den Hauptverwaltungsbeamten der Kommunen war es wichtig, mögliche Synergien im Zusammenspiel der Aufgabenträger in Weser-Ems sowohl bei einzelnen Umsetzungsprojekten als auch bei einem späteren Betrieb des Netzes herauszuarbeiten. Der Landkreis Cloppenburg übernahm als Themenpate die Leitung des Projekts.

In dieser Funktion als Themenpate hat der Landkreis Cloppenburg Ende 2021 die Beratungsunternehmen PTV Transport Consult GmbH und IVE – Ingenieurgesellschaft für Verkehrs- und Eisenbahnwesen mbH mit der Erstellung des Konzepts beauftragt. Das Konzept wurde dann zwischen Januar 2022 und Februar 2023 erstellt.

Parallel dazu wurde vom Landkreis Cloppenburg in Zusammenarbeit mit der kreamobil GmbH ein Prozess zur Entwicklung gemeinsamer politischer Ziele angestoßen, die die weitere Basis zur Realisierung des Schiene-Bus-Grundnetzes darstellen. Dazu wurden unter anderem im Zeitraum zwischen April 2021 und April 2022 vom Landkreis Cloppenburg mit allen Landrätinnen und Landräten bzw. Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern der Gebietskörperschaften und/oder deren beauftragten Expertinnen und Experten Interviews durchgeführt. In diesen Gesprächen wurden von den Gesprächspartnern unter anderem diejenigen Orte innerhalb und außerhalb der Kommune benannt, die an das Schiene-Bus-Grundnetz angeschlossen werden sollen. Darüber hinaus wurden weitere Ziele, die mit dem Grundnetz erreicht werden sollen, diskutiert – zum Beispiel die Reduzierung von CO2-Emissionen, die Förderung des Fahrradverkehrs oder die Erhöhung der Verkehrssicherheit. Mit den Ergebnissen dieses Zielfindungsprozesses konnte eine strategische Basis für das Schiene-Bus-Grundnetz erarbeitet werden, auf die die Konzeptentwicklung weiter ausgerichtet wurde.

Mit dem nun vorliegenden Schiene-Bus-Grundnetz-Konzept Weser-Ems aus 49 überwiegend neu konzipierten Buslinien und den bestehenden sowie für eine zeitnahe Reaktivierung vorgesehenen Bahnstrecken wird ein leistungsstarkes Rückgrat für nachhaltige Mobilität in der Region-Weser-Ems beschrieben. Dabei stellt der politische Konsens über die 17 Gebietskörperschaften in Weser-Ems hinweg einen beträchtlichen Meilenstein für die Weiterentwicklung des ÖPNV in der Region dar.

Das Schiene-Bus-Grundnetz bietet mit ganztägig attraktiven Verbindungen zu allen verkehrlich wichtigen Orten der Region einen enormen Mehrwert. Gerade in Kombination mit dem Deutschlandticket kann der ÖPNV so zur attraktiven Alternative zum Pkw für Einwohnerinnen und Einwohner sowie für die Gäste in der Region werden. Auch die Daseinsvorsorge mit öffentlicher Mobilität wird gestärkt. Eine im Rahmen der Konzepterstellung vorgenommene Potenzialabschätzung zeigte, dass eine hohe Nachfrage bei Fahrgästen zu erwarten ist. Als wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende und zum Klimaschutz kann zudem eine Einsparung von bis zu 4.500 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr erreicht werden. 

Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse beschloss die Arbeitsgemeinschaft Weser-Ems auf ihrer Sitzung im Mai 2023, die Realisierung des Schiene-Bus-Grundnetzes nun weiter voranzutreiben. Aufgabenträger für den straßengebundenen ÖPNV in Weser-Ems sind grundsätzlich die Landkreise und kreisfreien Städte in ihrem jeweiligen Gebiet. Damit tragen sie auch die politische Verantwortung für den straßengebundenen ÖPNV und sind folglich auch zuständig für die Festlegung des Umfangs und der Qualität der Verbindungen in einem Weser-Ems-weiten Schiene-Bus-Grundnetz.

Die ÖPNV-Aufgabenträger in Weser-Ems sollen nun aktiv bei der Projektarbeit zur Realisierung einzelner Linien des Schiene-Bus-Grundnetzes unterstützt werden. Zudem sollen weitere Grundlagen für eine mögliche Förderung der identifizierten Linien in Zusammenarbeit mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) zeitnah erarbeitet werden. Darüber hinaus ist geplant, ein mögliches Zusammenspiel zwischen alternativen Antriebsformen für die Fahrzeuge im Schiene-Bus-Grundnetz (SBGN) und der heimischen Energiewirtschaft zu erkunden und verschiedene Rahmenkomponenten des neuen Schiene-Bus-Grundnetzes – wie beispielsweise ein gemeinsamer Vertrieb sowie das Zusammenspiel mit dem Radverkehr – von einer zentralen Stelle erarbeiten zu lassen.

Im Landkreis Grafschaft Bentheim sollen gleich mehrere Strecken in das Schiene-Bus-Grundnetz integriert werden und zur überregionalen Vernetzung mit Bus und Bahn beitragen. Hierzu gehören die bereits bestehende Strecke der RB 56 zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus, die Bahnstrecke zwischen Neuenhaus und Coevorden – deren Reaktivierung aktuell beim Bund beantragt ist – und die Linie 10, die bis zur Reaktivierung zwischen Neuenhaus und Emlichheim die Strecke verbindet. Zudem werden die Linien 165 zwischen Nordhorn und Lingen und die Linie 60 zwischen Bad Bentheim und Gronau in das überregionale Netz integriert. „Wir betrachten es als einen zentralen Vorteil des Grundnetztes, eine überregionale anschlusssichere Vernetzung der Mittelzentren in gesamten Raum Weser-Ems mit weiteren Oberzentren und den Bahnhöfen voranzubringen“, sagt Landrat Uwe Fietzek. „Wir erwarten von diesem Netzwerk einen Beitrag zur weiteren Verbesserung verlässlicher Pendelverkehre, einen Zuwachs der touristischen Nutzung von Bus und Bahn sowie positive Effekte auf die Teilhabe und Versorgung der Menschen im ländlichen Raum.“

Interessierte können den Abschlussbericht zur Konzepterstellung sowie eine Zusammenfassung inklusive der zugehörigen Anhänge unter folgendem Link einsehen: https://lkclp.de/895.

Text: Landkreis Grafschaft Bentheim