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Nachhaltiger Umgang mit Wasserressourcen: Landkreis Grafschaft Bentheim entwickelt Wassermengenmanagementkonzept

Wie steht es um das Grund- und Oberflächenwasser in der Grafschaft Bentheim? Der nachhaltige Umgang mit den hiesigen Wasserressourcen gewinnt immer mehr an Bedeutung – insbesondere mit Blick auf den Klimawandel und dessen Folgen sowie auf die veränderte Landnutzung. Um die Wasserverfügbarkeit langfristig zu sichern, erstellt der Landkreis Grafschaft Bentheim erstmals ein kreisweites Wassermengenmanagementkonzept. Mit Hilfe dieses Konzeptes sollen negative Auswirkungen aufgezeigt und darauf aufbauend die langfristige Wassernutzung optimiert werden. Der Startschuss für die Erstellung des umfangreichen Konzeptes ist jetzt gefallen. An der Auftaktveranstaltung in Nordhorn nahmen Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 40 Institutionen aus den Bereichen Wasserversorgung, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Industrie, Gewerbe, Naturschutz und Kommunalverwaltung teil. Sie sind nun dazu aufgerufen, ihre Expertise in einer projektbegleitenden Gruppe einzubringen. Das Ziel: Bis Ende 2026 soll das Wassermengenmanagementkonzept für die Grafschaft Bentheim vorliegen.

Die Erstellung des Konzeptes ist das größte wasserwirtschaftliche Projekt des Landkreises der letzten Jahre. Eine Besonderheit: Das Konzept wird auf Basis eines kreisweiten gekoppelten Modells zur Analyse der Wasserressourcen erstellt. „Dieses Modell benötigen wir, um unter anderem die Auswirkungen auf Grundwasserstände und den Wasseraustausch zwischen Grund- und Oberflächenwasser bei aktuellen und zukünftigen Zuständen zu bilanzieren“, erläutert Roberto Goncalves, Leiter der Abteilung Umwelt des Landkreises. Negative Auswirkungen sollen im Wassermanagementkonzept definiert und ein Maßnahmenkatalog erstellt werden, um negativen Auswirkungen frühzeitig entgegenwirken zu können.

Die Notwendigkeit dieses Projektes unterstreicht Landrat Uwe Fietzek bei der Auftaktveranstaltung: „Der Klimawandel macht es erforderlich, den nachhaltigen Schutz der Grundwasserverfügbarkeit zu überprüfen und eine Anpassung der Grundwasserbewirtschaftung an die zu erwartenden Bedingungen durchzuführen. Wir müssen auf Herausforderungen, wie Wasserknappheit oder Hochwasser, reagieren können. Solche Extremereignisse nehmen spürbar zu.“ So waren die Böden in der Grafschaft in den letzten Jahren sehr trocken. Langfristig werden vielerorts die Pegel der Grundwasserspiegel sinken. In den Sommern 2022 und 2023 sah sich die Kreisverwaltung bereits gezwungen, zum Wassersparen aufzurufen und Allgemeinverfügungen zu erlassen. Im Gegensatz dazu war das vergangene Jahr insgesamt viel zu nass. „Wir haben in der Grafschaft einen Jahresniederschlag von 1.450 Millimeter gemessen. Normalerweise liegt dieser Wert bei 750 Millimeter. Auch aktuell sind die Grundwasserstände sehr hoch. Mehrere Messstellen verzeichnen überschrittene Höchstwerte. Von der Dürre zum Hochwasser war es nur ein kurzer Weg“, verdeutlicht Fietzek.

Mit den Auswirkungen des Klimawandels gehen auch strukturelle Konsequenzen einher. Insbesondere die regionale Versorgungssicherheit kann gefährdet sein. Das niedersachsenweite Wasserversorgungskonzept prognostiziert flächendeckend einen steigenden Wasserbedarf. Das zur Verfügung stehende Grundwasser wird in der Folge deutlich reduziert werden – ein Prozess, der zwar langsam, aber kontinuierlich verläuft. „Aufgabe unserer Unteren Wasserbehörde ist es, diese Entwicklung zu beobachten und frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um nicht nur die Versorgung sicher zu stellen, sondern auch möglichen Schäden am Wasserhaushalt und an Ökosystemen vorzubeugen“, erklärt Fietzek. Es gelte, eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung zu gewährleisten und Konflikte zwischen Nutzungsgruppen und Nutzungsansprüchen zu vermeiden. „Hier kommt dem Wassermengenmanagementkonzept künftig eine besondere Rolle als wichtiges Planungsinstrument für die Kreisverwaltung, aber auch für die Wasserwirtschaft, zu. Dieses Papier soll nicht nur dem Landkreis zu Gute kommen, sondern wir wollen das Konzept allen Akteurinnen und Akteuren als einheitliche Planungsgrundlage für Wasserentnahmen zur Verfügung stellen“, ergänzt Goncalves.

Gefördert wird die Erstellung des Wassermengenmanagementkonzeptes durch das Niedersächsische Umweltministerium im Rahmen der Förderrichtlinie „Klimafolgenanpassung Wasserwirtschaft“. Darüber hinaus beteiligen sich die Nordhorner Versorgungsbetriebe, der Vechteverband, der Wasser- und Abwasser-Zweckverband Niedergrafschaft, der Trink- und Abwasserverband Bad Bentheim, Schüttorf, Salzbergen, Emsbüren sowie die Vereinigung des Emsländischen Landvolkes an dem Projekt.

Mit der Projektdurchführung hat der Landkreis das Ingenieurbüro Schmidt + Holländer aus Stade beauftragt. Begleitet wird das Vorhaben zudem durch die water & project Management- und Beratungsgesellschaft, ebenfalls aus Stade, die die Moderation der Begleitgruppe übernimmt.

Text: Landkreis Grafschaft Bentheim